Schlieren setzt auf Holz aus dem Schlieremer Wald
Das neue Garderobengebäude für die Sportanlagen Im Rohr wird aus heimischem Holz erstellt. Rund 100 Kubikmeter Fichtenholz aus dem Schlieremer Wald werden dafür benötigt. Holz soll auch bei weiteren Gebäuden eingesetzt werden, beispielsweise im Hort oder im neuen Alterszentrum.
Lieferantin des Holzes ist die Holzkorporation Schlieren. Finanziell sei der Handel für die Holzkorporation Schlieren keine grosse Sache, aber Fredy Füllemann, Präsident der Holzkorporation, freut sich sehr, dass die Stadt Schlieren damit nicht nur ein Zeichen für das Bauen mit einheimischem Holz setzt, sondern auch die Arbeit der Holzkorporation wertschätzt.
Seit 170 Jahren im Dienste des Waldes
Die Holzkorporation Schlieren wurde 1851 als private Körperschaft gegründet und bewirtschaftet rund 180 Hektaren Wald. Ein Meilenstein in der Geschichte der Holzkorporation Schlieren war die grosse Waldzusammenlegung im Jahr 1984. Dadurch entstanden grosse und viel besser zu bewirtschaftende Parzellen. Auch die Stadt Schlieren brachte ihren Wald ein und ist seither Mitglied mit Teilrechten, wie alle anderen privaten Waldbesitzer. Bei diesen handelt es sich fast ausnahmslos um alteingesessene Schlieremer Familien.
Mit dem Wald kann kaum Geld verdient werden
Schlecht bestellt sei es um die Preise für heimisches Holz, betont Füllemann: "Seit langem sinken die Preise und der Sturm Lothar forcierte 1999 diesen Trend. So ist mit dem Wald kaum mehr Geld zu verdienen und wir sind froh, wenn wir die Kosten für Pflege und Unterhalt aus den Erlösen decken können. Erschwerend kommt hinzu, dass aus dem Ausland deutlich günstigeres Holz in die Schweiz geliefert wird."
Der Wald gehört Privaten, darf aber von der Öffentlichkeit genutzt werden. Dabei wissen die wenigsten, dass die Waldbesitzer für sehr viele Arbeiten im Wald bis hin zum Unterhalt der Waldwege verantwortlich zeichnen und die Kosten dafür tragen müssen.
Keine Beiträge des Kantons
In einigen Schweizer Kantonen werden die Holzkorporationen in diesem Bereich unterstützt, in Zürich ist das bisher kaum der Fall. "Mit dem fortschreitenden Preiszerfall für das Holz wird es für die Waldbesitzer immer schwieriger, die finanziellen Lasten zu stemmen", erklärt Roland Helfenberger, Revierförster Limmattal Süd. Er ist seit 2013 auch für die Pflege und Bewirtschaftung des Schlieremer Waldes verantwortlich. Fredy Füllemann ergänzt: "Da werden wir uns in Zukunft beim Kanton wohl mehr Gehör verschaffen müssen."
Gewisse Baumarten leiden besonders unter der Klimaerwärmung
Die beiden Waldspezialisten beobachten die Entwicklung im beliebten Naherholungsgebiet genau und stellen Veränderungen fest. Dazu Revierförster Helfenberger: "Der Wald hat in unserer Zeit mit verschiedenen Einflüssen zu kämpfen. Insbesondere die Klimaerwärmung macht ihm arg zu schaffen. Einige Baumarten werden auf längere Sicht in unseren Wäldern wohl verschwinden. Während Fichten, Tannen und Buchen unter den höheren Temperaturen leiden, haben Eichen, Douglasien oder Nussbäume deutlich weniger Probleme."
Typisch an der Waldpflege sei, dass alles über lange Zeiträume betrachtet werden muss, oder – wie Helfenberger es auf den Punkt bringt: «Wir profitieren von der Arbeit unserer Vorfahren und arbeiten für künftige Generationen.»
Er und sein Team werden in verschiedener Hinsicht vor grosse Herausforderungen gestellt. Denn auch die starken Schneefälle in den vergangenen Monaten haben für sehr viel Mehrarbeit gesorgt und die Aufräumarbeiten seien längst noch nicht abgeschlossen.
Holz - sowohl ökologisch und als auch ökonomisch interessant
Nicht zum ersten Mal baut die Stadt Schlieren mit Holz. Das mehrteilige Werkhofgebäude an der Bernstrasse wurde in Holz realisiert und hat es sogar unter die 20 besten Best-Practice-Beispiele der Schweiz geschafft. Auch der Doppelhort an der Schulstrasse 12 wurde 2007 zu 100 Prozent aus Holz realisiert. Weitere Holzbauten sollen folgen. Auch die Migros Pensionskasse MPK prüft zurzeit beim Neubau Kesslerplatz eine Holzbeschaffung aus dem Schlieremer Wald, beziehungsweise aus dem Forstrevier Limmattal-Süd. Für die Erntesaison stehen Fichten und Tannen zur Verfügung. Eine Studie von Wüest Partner AG zeigt auf, dass Holz nicht nur ökologisch überzeugt, sondern auch im ökonomischen Vergleich mit anderen Baumaterialien mithalten kann.
Bild: Fredy Füllemann (Präsident Holzkorporation, rechts) und Roland Helfenberger (Revierförster Limmattal Süd) im Schlieremer Wald.