1. Nov. 2023, 15:25 Uhr
Beantwortung der Petition "Erhalt Familiengartenareal Betschenrohr": Stadtrat sucht mit Verein nach Lösungen, hält aber am Projekt fest
Das kantonale Projekt "Lebendige Limmat" beansprucht einen Teil des Familiengartenareals Betschenrohr. Der betroffene Verein wehrt sich in einer Petition und verlangt eine Flächenreduktion. Der Stadtrat begründet in seiner Antwort, warum er am Projekt festhält, und will gemeinsam mit den Pächterinnen und Pächtern nach Lösungen suchen.
Mit dem kantonalen Projekt "Lebendige Limmat" soll die Limmat bei Schlieren wieder naturnah gestaltet werden. Der heute kanalisierte Fluss wird damit zu einer einzigartigen Flusslandschaft, Lebensraum für unzählige Tiere und Pflanzen sowie Erholungsraum für die Schlieremerinnen und Schlieremer. Auch der Hochwasserschutz wird damit verbessert. Dafür braucht es mehr Platz. Davon betroffen ist eine Fläche, welche der Stadt Schlieren gehört und derzeit an den Familiengartenverein Betschenrohr verpachtet ist. Mit einer Petition verlangt der Verein eine Verkleinerung des Projekts. Der Stadtrat hält an seiner Unterstützung des Projekts fest, will aber dessen Folgen für die Pächterinnen und Pächter mit verschiedenen Massnahmen mindern.
Rund die Hälfte der heutigen Gartenfläche wird zur Realisierung des Projekts benötigt. Der Stadtrat zeigt in seiner Petitionsantwort Verständnis für das Anliegen des Familiengartenvereins, der möglichst viele Gartenparzellen im Gebiet Betschenrohr erhalten möchte und deshalb eine Verkleinerung des Revitalisierungsprojekts verlangt. Nach erneuter intensiver Prüfung des Projekts kommt der Stadtrat jedoch zum Schluss, dass unter Abwägung der verschiedenen Interessen Umfang und Grösse sinnvoll sind. Er will jedoch weiterhin gemeinsam mit dem Verein nach Lösungen suchen.
Keine Verkleinerung des Revitalisierungsprojekts
Die Förderung der Gewässerrevitalisierung ist seit 2005 in der Verfassung des Kantons Zürich verankert. Und auch der Bund verpflichtet die Kantone dazu, die natürlichen Funktionen von verbauten Gewässern wiederherzustellen. Ziel des Projekts ist es, eine natürliche Dynamik der Limmat zu erreichen und die damit verbundenen Potenziale im Hinblick auf Artenschutz, Förderung der Biodiversität und neuen Naherholungsbereichen für die ganze Bevölkerung bestmöglich auszunutzen. Die im Vorprojekt ausgearbeitete Variante basiert auf dieser Zieldefinition und berücksichtigt die Fliessdynamik des Gewässers. Das Variantenstudium wurde mit verschiedenen Interessengruppen, Direktbetroffenen, Umweltschutzorganisationen und Fachstellen diskutiert. Auch Vertreter des Familiengartenvereins waren und sind in die Begleitgruppen eingebunden. Im Variantenstudium hat sich der Stadtrat bereits für eine Reduktion der Fläche eingesetzt. Der aktuelle Landbedarf liegt nun zwischen der Minimal- und der Maximalvariante.
Die Aufweitung im Bereich des Gartenareals Betschenrohr hat gute Gründe: Es handelt sich hier um den letzten verbleibenden Abschnitt an der Limmat im Kanton Zürich, in dem eine Aufweitung in diesem Ausmass überhaupt möglich ist. Dies begründet sich durch die bestehende Form und Struktur der Limmat sowie die Lage des Abschnitts ausserhalb der durch die Kraftwerke Höngg und Dietikon beeinflussten Bereiche. Zudem bildet die Uferlinie im Betschenrohr einen sogenannten Prallhang, ein kurvenäusseres Ufer, das die Flussdynamik und den Materialabtrag ermöglicht. Nur mit dieser Breite kann die Eigendynamik des Flusses wirksam werden, nur so entstehen die angestrebte natürliche Flusslandschaft und die auentypischen Lebensräume mit ihren hohen Artenzahlen. Natürliche Flüsse mit ihrer Dynamik und den natürlichen Uferbereichen sind die artenreichsten Lebensräume der Schweiz. Sie beherbergen rund 40 % der heimischen Pflanzenarten und über 80 % aller Tierarten, die in der Schweiz vorkommen. Die Biodiversität in der künftigen naturnahen Flusslandschaft wird um ein Vielfaches höher sein, als sie es im Betschenrohr heute ist. Zudem bietet die naturnahe Limmat einen massgeblich besseren Schutz vor Extremereignissen wie Hochwasser, Hitze oder Trockenheit. Der Kanton und auch der Stadtrat wollen diese einmalige Chance nutzen.
Mehr Nutzungsmöglichkeiten für die ganze Bevölkerung
Dem Stadtrat ist bewusst, dass der Verlust der Familiengärten für die Betroffenen schmerzlich ist. Es ist jedoch Aufgabe des Stadtrats, den Freiraumbedürfnissen aller Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt Schlieren Rechnung zu tragen. Angesichts des dynamischen Wachstumsprozesses in der Agglomerationsgemeinde hat er sich deshalb für einen Kompromiss zwischen der Nutzung der Gartenareale als privates Interesse und dem zunehmenden Bedarf an Freizeit- und Erholungsfläche als öffentliches Interesse entschieden. Das fortschreitende Stadtwachstum mit innerer Verdichtung im Zentrum und den Quartieren verringert die verfügbaren öffentlichen Grünflächen im Siedlungsgebiet. Umso wichtiger wird es, dass die dafür zur Verfügung stehenden Freiflächen einen möglichst hohen Wert für die gesamte Bevölkerung aufweisen. Der Anspruch steigt, ein Angebot von verschiedenen Nutzungsformen für einen grösseren Personenkreis und für alle Generationen auf kleinem Raum anzubieten. Im Konzept "Gartenareale Schlieren 2022" hat der Stadtrat verschiedene Formen des kollektiven Gärtnerns aufgenommen und aufgezeigt, in welche Richtung sich das Betschenrohr und die übrigen Gartenareale langfristig entwickeln sollen. So können neue Benutzer- und Altersgruppen und insgesamt mehr Personen den Zugang zu dieser Freizeitbeschäftigung finden.
Gemeinsame Suche nach Lösungen
Stand heute, wird ein flächengleicher Realersatz für die Familiengärten im Betschenrohr kaum möglich sein, da dafür weder strategische Bauzonenreserven in Frage kommen noch die Umnutzung von Fruchtfolgeflächen realisierbar sein dürfte. Trotzdem sollen die Potenziale eines Realersatzes auf dem Stadtgebiet nochmals genau geprüft werden. Dabei wird auch untersucht, inwiefern der Verlust im Betschenrohr durch eine Umverteilung unter Einbezug aller städtischen Familiengartenareale zumindest teilweise kompensiert werden kann. Stärkere Einschränkungen bei der Aufnahme von Vereinsmitgliedern, wie zum Beispiel der Wohnort, sind eine weitere Möglichkeit, Gartenland gezielt an Schlieremer Gärtnerinnen und Gärtner zur Verfügung zu stellen. Um diese Lösungsansätze zu koordinieren, wird die bestehende Arbeitsgruppe Betschenrohr mit Vertreterinnen und Vertretern aller Gartenareale ergänzt werden.
Der Stadtrat möchte die Chancen der bevorstehenden Veränderungen nutzen, welche zu einer weiteren Aufwertung des Areals führen können. Dabei sollen insbesondere die Infrastruktur in Stand gesetzt werden und die Mitglieder des Familiengartenvereins Betschenrohr bei der Weiterentwicklung des Areals aktiv und eng miteinbezogen werden.
Die ausführliche Beantwortung der Petition finden Sie im Stadtratsbeschluss.
Rund die Hälfte der heutigen Gartenfläche wird zur Realisierung des Projekts benötigt. Der Stadtrat zeigt in seiner Petitionsantwort Verständnis für das Anliegen des Familiengartenvereins, der möglichst viele Gartenparzellen im Gebiet Betschenrohr erhalten möchte und deshalb eine Verkleinerung des Revitalisierungsprojekts verlangt. Nach erneuter intensiver Prüfung des Projekts kommt der Stadtrat jedoch zum Schluss, dass unter Abwägung der verschiedenen Interessen Umfang und Grösse sinnvoll sind. Er will jedoch weiterhin gemeinsam mit dem Verein nach Lösungen suchen.
Keine Verkleinerung des Revitalisierungsprojekts
Die Förderung der Gewässerrevitalisierung ist seit 2005 in der Verfassung des Kantons Zürich verankert. Und auch der Bund verpflichtet die Kantone dazu, die natürlichen Funktionen von verbauten Gewässern wiederherzustellen. Ziel des Projekts ist es, eine natürliche Dynamik der Limmat zu erreichen und die damit verbundenen Potenziale im Hinblick auf Artenschutz, Förderung der Biodiversität und neuen Naherholungsbereichen für die ganze Bevölkerung bestmöglich auszunutzen. Die im Vorprojekt ausgearbeitete Variante basiert auf dieser Zieldefinition und berücksichtigt die Fliessdynamik des Gewässers. Das Variantenstudium wurde mit verschiedenen Interessengruppen, Direktbetroffenen, Umweltschutzorganisationen und Fachstellen diskutiert. Auch Vertreter des Familiengartenvereins waren und sind in die Begleitgruppen eingebunden. Im Variantenstudium hat sich der Stadtrat bereits für eine Reduktion der Fläche eingesetzt. Der aktuelle Landbedarf liegt nun zwischen der Minimal- und der Maximalvariante.
Die Aufweitung im Bereich des Gartenareals Betschenrohr hat gute Gründe: Es handelt sich hier um den letzten verbleibenden Abschnitt an der Limmat im Kanton Zürich, in dem eine Aufweitung in diesem Ausmass überhaupt möglich ist. Dies begründet sich durch die bestehende Form und Struktur der Limmat sowie die Lage des Abschnitts ausserhalb der durch die Kraftwerke Höngg und Dietikon beeinflussten Bereiche. Zudem bildet die Uferlinie im Betschenrohr einen sogenannten Prallhang, ein kurvenäusseres Ufer, das die Flussdynamik und den Materialabtrag ermöglicht. Nur mit dieser Breite kann die Eigendynamik des Flusses wirksam werden, nur so entstehen die angestrebte natürliche Flusslandschaft und die auentypischen Lebensräume mit ihren hohen Artenzahlen. Natürliche Flüsse mit ihrer Dynamik und den natürlichen Uferbereichen sind die artenreichsten Lebensräume der Schweiz. Sie beherbergen rund 40 % der heimischen Pflanzenarten und über 80 % aller Tierarten, die in der Schweiz vorkommen. Die Biodiversität in der künftigen naturnahen Flusslandschaft wird um ein Vielfaches höher sein, als sie es im Betschenrohr heute ist. Zudem bietet die naturnahe Limmat einen massgeblich besseren Schutz vor Extremereignissen wie Hochwasser, Hitze oder Trockenheit. Der Kanton und auch der Stadtrat wollen diese einmalige Chance nutzen.
Mehr Nutzungsmöglichkeiten für die ganze Bevölkerung
Dem Stadtrat ist bewusst, dass der Verlust der Familiengärten für die Betroffenen schmerzlich ist. Es ist jedoch Aufgabe des Stadtrats, den Freiraumbedürfnissen aller Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt Schlieren Rechnung zu tragen. Angesichts des dynamischen Wachstumsprozesses in der Agglomerationsgemeinde hat er sich deshalb für einen Kompromiss zwischen der Nutzung der Gartenareale als privates Interesse und dem zunehmenden Bedarf an Freizeit- und Erholungsfläche als öffentliches Interesse entschieden. Das fortschreitende Stadtwachstum mit innerer Verdichtung im Zentrum und den Quartieren verringert die verfügbaren öffentlichen Grünflächen im Siedlungsgebiet. Umso wichtiger wird es, dass die dafür zur Verfügung stehenden Freiflächen einen möglichst hohen Wert für die gesamte Bevölkerung aufweisen. Der Anspruch steigt, ein Angebot von verschiedenen Nutzungsformen für einen grösseren Personenkreis und für alle Generationen auf kleinem Raum anzubieten. Im Konzept "Gartenareale Schlieren 2022" hat der Stadtrat verschiedene Formen des kollektiven Gärtnerns aufgenommen und aufgezeigt, in welche Richtung sich das Betschenrohr und die übrigen Gartenareale langfristig entwickeln sollen. So können neue Benutzer- und Altersgruppen und insgesamt mehr Personen den Zugang zu dieser Freizeitbeschäftigung finden.
Gemeinsame Suche nach Lösungen
Stand heute, wird ein flächengleicher Realersatz für die Familiengärten im Betschenrohr kaum möglich sein, da dafür weder strategische Bauzonenreserven in Frage kommen noch die Umnutzung von Fruchtfolgeflächen realisierbar sein dürfte. Trotzdem sollen die Potenziale eines Realersatzes auf dem Stadtgebiet nochmals genau geprüft werden. Dabei wird auch untersucht, inwiefern der Verlust im Betschenrohr durch eine Umverteilung unter Einbezug aller städtischen Familiengartenareale zumindest teilweise kompensiert werden kann. Stärkere Einschränkungen bei der Aufnahme von Vereinsmitgliedern, wie zum Beispiel der Wohnort, sind eine weitere Möglichkeit, Gartenland gezielt an Schlieremer Gärtnerinnen und Gärtner zur Verfügung zu stellen. Um diese Lösungsansätze zu koordinieren, wird die bestehende Arbeitsgruppe Betschenrohr mit Vertreterinnen und Vertretern aller Gartenareale ergänzt werden.
Der Stadtrat möchte die Chancen der bevorstehenden Veränderungen nutzen, welche zu einer weiteren Aufwertung des Areals führen können. Dabei sollen insbesondere die Infrastruktur in Stand gesetzt werden und die Mitglieder des Familiengartenvereins Betschenrohr bei der Weiterentwicklung des Areals aktiv und eng miteinbezogen werden.
Die ausführliche Beantwortung der Petition finden Sie im Stadtratsbeschluss.